Theater on air

Es gibt vermutlich kaum ein anderes Feld, in dem so viele Irrtümer und falsche Gefühle zirkulieren wie jenes rund um die Künstliche Intelligenz. Das Bild erstreckt sich von der KI als feindliche Macht, die die Weltherrschaft übernehmen wird, bis hin zum Glauben mit KI sämtliche Probleme lösen zu können. Wie wäre es also, wenn man einmal die Möglichkeit erhalten würde sich mit einer KI auszutauschen?
Im neuen Theaterstück des „TWOF2 + dascollectiv“ erhalten die Besucher*innen die Möglichkeit genau dies zu tun. Als Stargast in der Radiosendung „Frag Jetzt!“ steht die Künstliche Intelligenz QM1 (Maria Spanring) dem Publikum Rede und Antwort. Mit einem Smartphone und Kopfhörern ausgestattet können die (Theater-)Besucher*innen via Messenger im Live Chat nicht nur Fragen stellen, sondern sich auch miteinander austauschen, während sie von den Moderatoren der Sendung Flo und Kate (Johanna Mayr-Keber und Julian Hruza) und der KI auf eine Art Schnitzeljagd geschickt werden.

Rund 80 Minuten dauert die Reise. Dabei ist so mancher Wow-Effekt garantiert (etwa, wenn man die luftigen Höhen des MQ-Neubaus der Libelle erklimmt). Aber auch die eine oder andere Überraschung wartet auf die Besucher*innen – schleicht sich doch irgendwann unweigerlich das Gefühl ein, beobachtet zu werden. Das bringt natürlich ins Grübeln: Wer kann meinen letzten Facebook-Post lesen? Was habe ich zuletzt auf Amazon gekauft? Wieso bekomme ich eigentlich immer diese personifizierten Werbeanzeigen? Warum habe ich die neuen Datenschutzbestimmungen schon wieder nicht durchgelesen? Und wer hat eigentlich wirklich Zugriff auf meine Daten? Etc etc.

Auch wenn derlei Fragen in der Show nicht (alle) beantwortet werden können, so regt das Gehörte doch dazu an, über derlei Dinge nachzudenken. Und so wird aus einem Stück über eine vermeintliche KI ein Stück über Medienkompetenz, Datensicherheit und der Frage danach, was wir Menschen uns (voneinander) eigentlich wünschen.
Was sich QM1 wünscht wird am Ende, wenn die Gruppe in den Theaterraum zurückkehrt und sich vor den flimmernden Bildschirmen positioniert, übrigens unmissverständlich klar. Ganz nahe möchte sie uns sein. Stellt sich nur mehr die Frage: wollen wir das auch?